Die Fakten

Der Mensch ist ein „Beziehungswesen“. Er kann nur in Beziehung zu seinem Umfeld (über-)leben,  zu anderen Menschen, anderen Gesellschaften, zur Natur. Die Natur ist ein Gut, das der gesamten Menschheit gehört und daher auch von allen geachtet werden muss, sei es aus moralischen oder rein rationalen Gründen. Die Natur ist unser gemeinsames Erbe, das natürliche Kapital, das unser Überleben auf  der Erde sichert.

Doch diese lebensnotwendige Beziehung hat sich beinahe ins Gegenteil verkehrt. Schrankenlose Ausbeutung, Verschmutzung und Verschwendung, angetrieben durch Habgier und rücksichtloses Profitdenken, gefährden Natur wie Menschen gleichermaßen. Verschmutzte Luft, verseuchtes Wasser, ausgelaugte Böden und abgeholzte Wälder gefährden die Vielfalt der Pflanzen und Tierwelt, beschleunigen den Klimawandel und führen zur Ausbreitung neuer unbekannter Krankheiten und Schädlinge. Die Beziehung zwischen Natur und  Mensch ist „nachhaltig“ gestört. Das  führt zu immer größeren Spannungen zwischen den Menschen, die sich nach wie vor rücksichtslos nehmen, was sie wollen und denen, die zunehmend nicht mehr haben, was sie zum Leben brauchen und was ihnen zusteht.

Der erste weltweite Warnruf erfolgte 1972 mit dem MEADOWS-Bericht des CLUB OF ROME/MIT. 1980 folgte die Nicht-Regierungsorganisation WORLD WILD LIFE FUND  mit erschreckenden Zahlen. In der Folge griffen auch die UNO, die Europäische Union und  andere internationale Institutionen das Thema Umweltgefährdung auf; eine Vielzahl von staatlichen und privaten Forschungsprojekten  bestätigten alle bedenklichen Prognosen und die wachsende Geschwindigkeit des Zerstörungsprozesses. Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ tauchte zum ersten Mal 1987 im BRUNDTLAND-Bericht (UNO)  auf. Dieser lenkte die Aufmerksamkeit auf die Kernfrage: was dürfen wir Menschen heute verbrauchen und wie, damit die Überlebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen gesichert bleiben? Seither ist eine Fülle wissenschaftlicher Studien erschienen, zum Teil angestoßen durch einflussreiche  Lobbygruppen, die den immer schnelleren Zerstörungsprozess unserer natürlichen Lebensgrundlagen eindringlich belegen. Die Kernbotschaft: um das Überleben der Menschheit auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern, muss dem gewissenlosen Raubbau an der Natur weltweit Einhalt geboten werden. Wie aber kann das  erreicht werden?

Schaltstellen für eine Kursänderung

Angesetzt werden  muss in praktisch allen Lebens-Bereichen, der Landwirtschaft, dem Fischfang, der Nutzung von Wäldern und Bodenschätzen, aber genauso auch im Energiebereich, im Bauwesen, in der Industrie-Produktion, dem Dienstleistungssektor oder dem Finanzbereich. Doch nur wenn alle Maßnahmen ineinandergreifen und weltweit erfolgen, in den entwickelten Industrieländern  wie in Schwellenländern, können die Weichen umgestellt werden.

Eine Grundanforderung für technische Neuerungen muss daher ein möglichst geringer Ressourcen-verbrauch sein, die Vermeidung produktionsbedingter Schadstoffe, die Schonung nicht erneuerbarer natürlicher Güter und eine  konsequente Verwertung und Wiederaufbereitung. Alle Produkte und Dienstleistungen sind am Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten. Das erfordert enorme und kosten-trächtige Investitionen sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in die Herstellung von Produkten. Zugleich setzt ein solch umfassender Prozesswandel ungeheure Kreativität frei, schafft Raum für Innovationen und neue Arbeitsplätze.

Diese grundsätzliche Neuausrichtung aller wirtschaftlichen Aktivitäten erfordert auf allen hierarchischen Ebenen den Erwerb neuer Kompetenzen. Entsprechend muss die schulische und berufliche Ausbildung neu konzipiert werden und auf die Notwendigkeit lebenslangen Lernens vorbereiten. Es wird die Weltgemeinschaft viel Zeit und über lange Strecken auch Geld kosten, diese neuen notwendigen Kompetenzen zu erwerben und im wirtschaftlichen Alltag wirksam werden zu lassen.

Der Grundsatz der Nachhaltigkeit zwingt auch zu ethischen Fragestellungen? Wie kann das soziale Leben anders organisiert werden, ohne dass ein Teil der Menschen sozusagen chancenlos am Rande steht? Wie können wir ins allgemeine Bewusstsein rücken, dass wir in einem weltumspannenden Ökosystem nur als Solidargemeinschaft überleben werden?

Handeln in komplexer Problemlage

Die Dynamik der Öko-Systeme ist keine lineare, sondern wird bestimmt durch eine Vielzahl von interaktiven Schaltkreisen und unterschiedlichsten Folgewirkungen. Das bedeutet, es muss mit plötzlich auftretenden Belastungsgrenzen und unwägbaren Risiken gerechnet werden, die sofortiges Handeln und ein totales Umsteuern erforderlich machen. In derart komplexen Gefahrensituationen lassen sich keine eindeutigen Verantwortlichkeiten mehr zuordnen. Das birgt die Gefahr, dass sich niemand konkret verantwortlich fühlt und entsprechend handelt.

Ein solch tiefgreifender Wandel erfordert politischen Konsens und klare Handlungsbereitschaft, auch mit Blick auf Folgekosten. In demokratisch gewählten Regierungssystemen dominiert jedoch das Kurzfrist-Denken in Legislaturperioden, Handeln nach mittel- und langfristigen Visionen gilt als Karrierekiller. Zugleich befördert der liberalisierte globale Finanzmarkt den Trend zur  Maximierung kurzfristiger Gewinne.  Die Hauptakteure, Politik und Finanzen, haben also vor allem den Eigennutz im Blick und nicht das Gemeinwohl.

Was bedeutet das? Alle wesentlichen Mitspieler halten ihre Interessen für wichtiger als die der übrigen Beteiligten, ein Konsens über Handlungs-Prioritäten ist so nicht zu erzielen.

Was ist zu tun? Die Herausforderungen sind komplex und ehrgeizig, aber es gibt Lösungen:

Es muss dringend in Bildung, Ausbildung und Information investiert werden. Die Menschen müssen begreifen, was auf dem Spiel steht und welche nicht rückholbaren Folgen kurzfristiges eigennütziges Handeln hat. Das gilt für jeden Einzelnen, privat wie auch am Arbeitsplatz, aber auch für Betriebe und Institutionen. Alle können durch konsequent auf das Gemeinwohl ausgerichtetes Handeln zur Veränderung beitragen. Die Medien sollten daher ihren Focus verstärkt auf die Vermittlung von best practice- Modellen richten und weniger auf vordergründige Katastrophenberichterstattung.

Verhaltensänderungen können durch Zwang, Kontrolle und Bestrafung befördert werden, aber auch durch steuerliche und andere finanzielle Anreize, in umweltschonende Techniken zu investieren. Auch das kann auf allen politischen Handlungsebenen geschehen, auf freiwilliger Basis und durch  partnerschaftliche Abkommen z.B. auf regionaler Ebene, in denen aufgrund gemeinsamer kultureller Wurzeln und Entwicklungsmuster ein gemeinsames Erfahrungserbe genutzt werden kann. Der rheinische Humanismus ist dafür ein herausragendes Beispiel.

Wir brauchen weltweit ein neues Verständnis und neue Formen von „ good governance“ für die Weltgemeinschaft. Das Erbe Natur ist untrennbar ein Ganzes, für das wir alle gemeinsam verantwortlich sind. Das heißt auch, Reichtum nach anderen Gesetzen und Kriterien miteinander zu teilen und zu nutzen als nach den Gesetzen des Stärkeren und des maximalen Gewinns.

 

Als PDF herunterladen

1 Comment » for der Mensch und die Natur -eine “nachhaltige” Beziehung ?
  1. Hello colleagues, its fantastic post regarding educationand completely explained, keep it up all the time.|

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Alle unsere News

unsere partner

Unser Newsletter

Sie möchten regelmäßig informiert werden? Registrieren Sie sich für unseren Newsletter.